Gartenkalender für Selbstversorger – warum Struktur im Gartenjahr so wichtig ist
Wer ernsthaft versucht, sich aus dem eigenen Garten möglichst umfassend zu versorgen, merkt schnell: Ohne gute Planung geht gar nichts. Anders als im Supermarkt gibt es beim Gärtnern keine „Sofortlösung“ – was du heute ernten willst, musst du oft Monate vorher säen oder pflanzen. Und das zur richtigen Zeit.
Ein übersichtlicher Gartenkalender ist daher weit mehr als nur eine nette Erinnerungshilfe. Er ist dein persönlicher Fahrplan durchs Gartenjahr. Monat für Monat zeigt er dir, was jetzt ansteht – und hilft dir, den Überblick zu behalten: Was kann ich aussäen? Welche Kulturen müssen gepflegt werden? Was darf ich ernten, was lagern, was vorbereiten?
Im folgenden Jahreslauf zeige ich dir ganz konkret, was du wann tun kannst, um deinen Selbstversorger-Garten effizient und mit Freude zu bewirtschaften – ohne Stress, aber mit System.
Januar – Planen, sortieren, vorbereiten
Der Garten schläft, aber du musst es nicht tun. Jetzt ist die ideale Zeit, um Ordnung zu schaffen, zurückzublicken und nach vorne zu planen.
Saatgut durchsehen: Was ist noch keimfähig? Was fehlt?
Saatgut bestellen – gerade alte oder besondere Sorten sind schnell vergriffen
Erste Keimproben machen (z. B. bei Möhren oder Petersilie)
Pflanzpläne zeichnen: Was kommt wohin? Wer verträgt sich mit wem? (Stichwort: Mischkultur)
Geräte, Spaten & Scheren warten, ölen und ggf. reparieren
Kompostplatz kontrollieren, ggf. umsetzen
Tipp: Plane deine Beete rotierend – so vermeidest du Bodenmüdigkeit und bekommst gesündere Pflanzen.
Februar – Erste Vorbereitungen drinnen und draußen
Die Tage werden länger, die Vorfreude steigt. Noch ist es meist zu kalt im Garten, aber du kannst schon aktiv werden:
Erste Vorkulturen auf der Fensterbank: Chili, Paprika, Sellerie, Lauch
Frühbeet oder Gewächshaus vorbereiten
Kompost sieben & verteilen (frostfrei)
Bei milder Witterung: Gründüngung flach einarbeiten
Werkzeugschuppen aufräumen, Anzucht-Töpfe reinigen
Tipp: Achte bei der Anzucht auf ausreichend Licht – zu wenig Sonne bedeutet vergeilte, schwache Pflanzen.
März – Jetzt geht’s langsam los
März ist der Übergangsmonat. Je nach Wetterlage kannst du nun draußen richtig loslegen – oder dich weiter auf die Vorkultur konzentrieren.
Im Frühbeet: Spinat, Radieschen, Pflücksalat, Rucola aussäen
Im Haus: Tomaten, Auberginen, Kohlrabi, Brokkoli vorziehen
Erdbeeren zurückschneiden und düngen
Obstbäume schneiden (solange kein Saftdruck)
Kartoffeln zum Vorkeimen auflegen
Tipp: Noch ist Geduld gefragt – zu frühe Aussaaten draußen werden oft wieder von Spätfrösten gebremst.
April – Der Frühling zeigt, was er kann
Jetzt wird’s ernst. Der Garten erwacht und du solltest bereit sein.
Direktsaat ins Beet: Möhren, Pastinaken, Erbsen, Mangold, Radieschen
Vorkultur: Zucchini, Kürbis, Gurke, Sonnenblumen
Kräuter wie Dill, Schnittlauch, Koriander direkt säen
Hochbeete schichtweise befüllen und bepflanzen
Erdbeeren mit Stroh mulchen
Tipp: Nutze Gartenkalender mit Mondphasen, wenn du dich dafür interessierst – viele schwören darauf, besonders bei Wurzel- oder Fruchtgemüse.
Mai – Die große Pflanzzeit beginnt
Jetzt heißt es: Geduld bewahren – und dann mit voller Kraft loslegen!
Nach den Eisheiligen (Mitte Mai): Tomaten, Paprika, Gurken, Zucchini, Bohnen, Kürbis auspflanzen
Basilikum, Physalis und andere empfindliche Kräuter raus
Pflanzhilfen setzen (Tomaten, Erbsen, Bohnen)
Frühkartoffeln in die Erde bringen
Beete mulchen gegen Verdunstung und Unkrautdruck
Tipp: Lieber etwas später pflanzen als zu früh – eine durchgefrorene Tomate wächst nicht mehr besser.
Juni – Alles wächst, jetzt heißt es dranbleiben
Jetzt beginnt die intensive Gartenzeit – täglich ist etwas zu tun, aber du wirst belohnt.
Erste Ernten: Salate, Radieschen, Rucola, Erdbeeren
Ausgeizen bei Tomaten
Regelmäßig gießen – lieber seltener, dafür durchdringend
Mulch erneuern (z. B. mit Grasschnitt oder gehäckseltem Stroh)
Kompost auf die Beete streuen
Neue Aussaaten: Spinat, Rote Bete, Buschbohnen, Mangold
Tipp: Ernte regelmäßig – je öfter du schneidest, desto mehr wächst nach (z. B. bei Pflücksalat).
Juli – Der Garten steht in voller Pracht
Der Juli ist ein Erntemonat – aber auch die Zeit für die zweite Runde.
Ernte von Zucchini, Gurken, Himbeeren, Frühkartoffeln
Neue Saaten für Herbstgemüse: Brokkoli, Chinakohl, Grünkohl
Bohnen & Tomaten anbinden, Schnecken kontrollieren
Jauchen ansetzen (Brennnessel, Beinwell)
Kräuter wie Thymian, Oregano, Majoran zum Trocknen schneiden
Tipp: Jetzt ist die beste Zeit zum Einlegen, Fermentieren und Trocknen – sichere dir den Wintervorrat.
August – Vorräte anlegen & neue Aussaat
Tomaten reif ernten & ggf. entspitzen
Zwiebeln und Knoblauch ernten und trocknen
Neue Aussaat: Feldsalat, Winterpostelein, Endivien, Spinat
Gründüngung säen (Phacelia, Senf, Buchweizen)
Erste Beete abräumen – und gleich neu nutzen!
Tipp: Wer vorausschauend sät, erntet bis in den Dezember – auch im Beet!
September – Herbstvorbereitungen
Wintersalate setzen
Letzte Tomaten, Kürbisse, Paprika ernten
Beete abdecken oder neu einsäen
Kompost umsetzen
Starkzehrer wie Kohl nachdüngen (organisch)
Tipp: Kürbisse am besten erst ernten, wenn der Stiel holzig und trocken ist – das verlängert die Lagerdauer erheblich.
Oktober – Aufräumen, aber naturnah
Beete abräumen – aber Rückzugsorte für Tiere schaffen
Laub mulchen oder kompostieren
Hochbeete mit Strauchschnitt & Kompost auffüllen
Letzte Aussaat: Knoblauch, Winterzwiebeln
Blumenzwiebeln setzen (für Frühblüher)
Tipp: Lass abgestorbene Stängel ruhig stehen – viele Wildbienen nutzen sie als Winterquartier.
November – Der Garten zieht sich zurück
Dahlien und empfindliche Knollen ausgraben
Geräte säubern, einwintern
Wasserleitungen entleeren
Vogelfutterstellen einrichten
Boden ggf. mit Mulch oder Kompost abdecken
Tipp: Jetzt ist die beste Zeit, deine Gartennotizen zu sortieren – was lief gut, was willst du nächstes Jahr ändern?
Dezember – Pause & Rückblick
Gartenpause genießen
Saatgut inventarisieren
Gartentagebuch führen
Pläne fürs nächste Jahr skizzieren
Selbstgemachtes genießen: Eingekochtes, Tees, getrocknete Kräuter
Tipp: Mach’s dir mit einer Tasse Kräutertee gemütlich und träume schon mal vom neuen Gartenjahr.
Fazit: Ein Gartenjahr mit Plan macht alles leichter
Selbstversorgung klingt nach viel Arbeit – und ist es auch. Aber mit Struktur, Übersicht und einem guten Kalender wird aus dem Chaos eine lebendige Routine. Monat für Monat weißt du, was zu tun ist, kannst besser einschätzen, wann du was brauchst – und freust dich über eine Ernte, die wirklich auf deinem eigenen Mist gewachsen ist.
Gärtnern nach Kalender ist kein starres Konzept. Es ist eine Einladung, mit der Natur zu gehen, ihre Rhythmen zu erkennen und Jahr für Jahr dazuzulernen. Und das Beste: Es gibt nichts Schöneres, als im Dezember auf eine volle Speisekammer und ein lebendiges Gartenjahr zurückzublicken.
Lilly
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