Asiatische Hornisse: Gefahr für Bienen & Garten – die Fakten
Du gießt am Abend noch schnell die Tomaten, die Luft steht warm – und plötzlich schwebt da dieses dunkle Insekt mit gelben Füßen vor der Efeuhecke. „Ist das … die Asiatische Hornisse?“ Bevor die Panik übernimmt, lass uns nüchtern – und gern mit einem Schluck Gärtner-Gelassenheit – sortieren, was Vespa velutina in Deutschland bedeutet: für Honigbienen, Wildbienen und deinen Garten.
Das Wichtigste vorweg – ohne Drama
Ja, es gibt eine reale Belastung für Honigbienen, vor allem im Spätsommer/Herbst: Dann „hawkt“ die Art im Schwebeflug vor Fluglöchern und schnappt heimkehrende Sammlerinnen. Das stresst Völker und kann die Sammelleistung merklich drücken.
Wildbienen & Insekten allgemein geraten mit unter Druck: DNA-Analysen zeigen ein breites Beutespektrum – von Honigbienen über Wespen/Schwebfliegen bis zu Fliegen und Spinnen. Je mehr Nester in der Umgebung, desto spürbarer.
Für Menschen: Im Alltag nicht aggressiver als unsere Europäische Hornisse – am Nest gilt Abstand. Nester bitte nicht selbst angehen.
Rechtslage (Deutschland, seit 24. März 2025): Von „Ausrotten“ zu Management nach Art. 19 der EU-Verordnung 1143/2014 gewechselt. Praktisch: Behörden setzen auf Monitoring, Früherkennung und fachgerechte Nestentnahmen – Küchentisch-Fallen sind tabu.
Woran du die Asiatische Hornisse sicher erkennst
Kurzcheck beim Vorbeifliegen:
Färbung: insgesamt dunkler; schwarze Brust, dunkler Hinterleib mit schmaler gelber Binde, orange-gelbes Gesicht, gelbe Beinspitzen („Gelbfuß“).
Größe: Arbeiterinnen etwa 1,7–2,4 cm, Königinnen bis 3 cm (oft kleiner als die heimische Hornisse).
Nester: Frühjahrs-Primärnester handballgroß an geschützten Orten (z. B. Schuppen); Sekundärnester im Sommer häufig hoch in Baumkronen, seitliches Einflugloch, Durchmesser bis ~1 m.
Verwechslungsgefahr: Die Europäische Hornisse (Vespa crabro) ist heller gelb-braun gezeichnet und meist etwas größer. Nicht verwechseln – die Heimische ist geschützt und nützlich.
Wie genau entsteht der Druck auf Honigbienen?
Ab Spätsommer brauchen die Larven viel Protein. Arbeiterinnen stellen deshalb vermehrt auf Insektenjagd um – vor Bienenstöcken sieht man das typische „Hawking“: Hornissen schweben vor dem Flugloch und greifen ankommende Bienen. Das dauerhafte Stören lässt Völker defensiv werden, Sammelflüge nehmen ab – im Ergebnis weniger Pollen/Nektar im Stock, geschwächte Winterstärke möglich.
Realistisch schauen: Ein einzelnes Tier im Garten ist kein Drama. Mehrere Hornissen über Tage am Stand – das kann problematisch werden. Lokale Dichte ist der entscheidende Faktor, nicht eine fixe Zahl „pro Hornisse und Tag“.
Und die Wildbienen, Schwebfliegen & Co.?
Die Asiatische Hornisse ist opportunistisch – sie nimmt, was verfügbar ist. Studien mit DNA-Metabarcoding belegen eine breite Beute: neben Honigbienen auch Wespenverwandte, Fliegen, Schwebfliegen, Schmetterlinge und Spinnen. Das ist ökologisch relevant, wenn die Nestdichte steigt (z. B. in wärmeren Städten). Für den Hausgarten heißt das: Nicht jede Sichtung ist gleich ein Kollaps – aber in „Hotspots“ lohnt wachsame Routine.
Für Menschen gefährlich?
Im normalen Gartenalltag nein – das Verhalten ist vergleichbar mit der heimischen Hornisse. Am Nest verteidigt jede staatenbildende Wespe; dort Abstand halten und Erschütterungen vermeiden. Stichallergiker:innen bleiben wie immer vorsichtig.
Lage & Rechtsrahmen in Deutschland – in klar
Erster deutscher Nachweis 2014 (von Westen eingewandert), seither zunehmende Ausbreitung.
Die Art steht seit 2016 auf der EU-Unionsliste invasiver Arten (VO 1143/2014).
Seit 24. März 2025 gilt bundesweit Management (Art. 19) statt Früherkennung/Ausrottung: Fokus auf Früh-Primärnester, fachliche Nestentfernungen, Monitoring, Öffentlichkeitsarbeit – unselektive Fallen sind verboten (§ 4 BArtSchV). Zugelassene Biozide zur Bekämpfung: derzeit keine (Stand 03/2025).
Was du im Garten konkret tun kannst
1) Ruhe bewahren & beobachten
Einzeltier gesichtet? Foto machen (seitlich & von vorn), ungefähren Standort merken, nicht nachschlagen.
Abstand zu Nestern (sofern sichtbar) – kein Rütteln, kein „Mal eben den Ast schneiden“.
2) Richtig melden (abhängig vom Bundesland)
In Baden-Württemberg z. B. über die LUBW-Meldeplattform. Andere Länder verlinken oft Umwelt-/Naturschutzbehörden oder spezielle Portale (z. B. „BeeWarned“ in Bayern).
3) Finger weg von „Hausmittelchen“
Keine Zucker-/Bierfallen: Sie sind nicht selektiv, schaden Nützlingen und sind rechtlich problematisch.
Keine eigene Nestbeseitigung: Gefährlich, rechtlich heikel – und oft kontraproduktiv. Fachleute der zuständigen Behörden beauftragen.
4) Nicht zusätzlich anlocken
Fallobst regelmäßig einsammeln, offene Süßgetränke/Grillreste abdecken.
Tierfutter nicht draußen stehen lassen; Mülltonnen sauber schließen.
5) Für Imker:innen (kompakt)
Flugloch verengen, Totholz/Hecken vor dem Stand auslichten (freie Sicht).
Auf Hawking achten (Schwebflug vor dem Flugloch) und Sichtungen früh melden.
Nester professionell lokalisieren/entfernen lassen (Telemetrie/Markieren ist Sache von geschulten Teams).
Mythos & Wirklichkeit – die kurzen Klarstellungen
„Aggressiver als unsere Hornisse.“ – Falsch im Alltagskontakt; nur am Nest deutlich wehrhaft.
„50 Bienen pro Hornisse und Tag – immer!“ – Es gibt keinen festen Tageswert; Jagddruck hängt von Witterung, Beuteangebot und Nestdichte ab. (Das Hawking-Verhalten am Flugloch ist allerdings gut belegt.)
„Selbstgebauten Fallen sei Dank!“ – Unselektive Fallen sind ökologisch schädlich und rechtlich untersagt; Management setzt auf Früh-Primärnester & Fachentfernung.
Saisonkalender – worauf du achten kannst
Frühjahr: überwinterte Königinnen suchen Plätze und bauen Primärnester (Golfball → Handball). In dieser Phase lässt sich am meisten verhindern – Meldungen sind Gold wert.
Sommer: Umzug/Neubau Sekundärnest (oft hoch im Baum, seitliches Flugloch).
Spätsommer/Herbst: Proteinspitze für die Brut – mehr Jagd auf Insekten, Hawking an Bienenstöcken wahrscheinlicher.
Spätherbst/Winter: Arbeiterinnen sterben ab, Jungköniginnen überwintern – Nester werden nicht wieder besiedelt.
Mein Fazit – entspannt wachsam
Die Asiatische Hornisse ist kein Grund für Hysterie, aber ein Grund für Aufmerksamkeit. Für Honigbienen kann sie lokal ordentlich Druck machen; Wildbienen und andere Bestäuber geraten mit in den Sog, wenn die Nestdichte steigt. Dein Beitrag als Gartenmensch: genau hinschauen, richtig melden, keine Fallen, keine Alleingänge – und weiterhin insektenfreundlich gärtnern: Blühflächen, gestufte Hecken, Wasserstellen, wenig nächtliche Dauerbeleuchtung. Das hilft den „Guten“ – und hält deinen Garten im Gleichgewicht.
Service-Block & weiterführende Links
Erkennen & melden (BW): LUBW-Infoseite & Meldeplattform. LUBW+1
Bundesweite Einordnung & Verhaltenstipps: Umweltbundesamt – kompakte Übersicht inkl. Fallen-Hinweis. Umweltbundesamt
Recht & Management (Deutschland, Stand 03/2025): Offizielles Management- und Maßnahmenblatt (BfN/LANA). neobiota.bfn.de
Bayern – Hintergrund & Projekt „BeeWarned“: LWG-Infoseite. LWG Bayern
Hawking am Flugloch: National Bee Unit (UK) – anschaulich erklärt. nationalbeeunit.com